Ausdruck zu finden in spirituellen Gedichten begleitet mein Inneres seit Jahren.

Diese Gedichte sprechen über inspirierende Bilder
verschiedener Spiritualitäten direkt zu deiner Tiefen-Intuition.

Sie sind eine wohlwollende Einladung an ressourcevolle Anteile deiner Seele,
die vor aller Denktätigkeit bereits ahnend begreifen.

© Robert Mosell

Ausschnitt der Erde im dunklen Weltall, über ihr geht die Sonne aus

Wohin ich mich auch wende

audio

Wohin ich mich auch wende,
da ist kein Ort, wo du nicht bist,
da ist kein Anfang und kein Ende,
und keine Zeit, in der dein Sein nicht ist.

Du wohnst in allen Wesen,
den belebten und den unbewegten,
Analphabeten, die in dir direkt sich lesen,
die in jener schweigend, unerregten,

ungeschriebenen Schrift an dir sich laben,
im leeren Buchstaben nur Heimat finden,
der wie lichtdurchtränkte Schwaden
sie umgibt und hält, ohne zu binden.

Du bist im Gras, im Strauch, im Baum,
im Berg, im Tal, im Fluss. Und kaum
erahnt, erspürt, atmet man dich,
und traut sich selbst noch nicht,

dagleich ergreift und führt uns Sehnsucht,
stark wie eine fast verfluchte Sucht,
und nimmt und gibt uns Heimat,
die schwer trägt an dem silbernen Brokat

des leichten Jochs, das dein Lob singt
in einer Wolke Wohlgeruch,
in jenem Wort, das das geheimnisvolle Buch
stets voller Energie im All durchdringt.

Du ruhst und blühst in allen Dingen
so wie der Lotus auf dem See im Schlamm,
so wie des Adlers leichte Schwingen
den blauen Himmel über jedem Kamm

wie Gottes Schritte durch das All
ganz unberührt durchschreiten,
wie Schwingung sich als Schwung und Schwall
in alle Himmelsrichtungen zugleich verbreitet.

Du bist das Antlitz, bist die Augen,
bist Ohren und sensible Hände,
die stillen Sinne im geschöpflichen Gelände,
die jenen Kuss sich aus dem Kosmos saugen,

der sich im Atem selber schenkt
zu Gottes heil‘gen Füßen,
ganz ungeniert und unbedrängt,
vor allem Retten, allem Büßen.

Du bist die ungeschriebene Bundeslade,
Sprachlosigkeit und Sprache,
die im Zusammenspiel das Herz behüten,
das zeitlos gestern schon verglühte.

Bist Form, Bewusstsein, Energie,
darin das Nichts, das Nie,
bist eins in Hingabe
und Gnade.

Angeregt von einem hinduistischen Gebet von Gopala Dasa (18.Jh)

Wolke

Die den Himmel verdunkelnde Wolke
verdunstet hinein in den Ursprung der Welt
regnet rege sich ab an lebendigen Bergen
im Atem des ewigen Augenblicks

leuchtend im Herz seiner kostbaren Ruhe
fall‘n leis reife Früchte von selbst
auf die Mitte des Weges, still
neben das nachttaubefeuchtete Gras

über einer grünen Mittelgebirgslandschaft geht die Sonne hinter Wolken auf

Intimität

Du atmest den Grashalm
über den dein nackter Zeh hinwegstreift,
die Berge, hinter denen der Mond sich versteckt
fallen dir in die feuchten Augen,
der Vogel im Baum singt sein Lied
der Frosch im Teich quakt seinen Takt
in deinem Innenohr in einer Pracht
die niemand macht, kaum einer hört,
der Wind betört sensible Haut dir
im streichelnden Säuseln der Zeit,
und der Mensch, den du liebst
ist in alledem – als du selber,
eine Lebendigkeit, heller als die Sonne
entfaltet sich höher als der Himmel
als Schwingung durchdringt sie den Raum
in der Empfindsamkeit deiner Sinne
schweigend in der göttlichen Stimme,
du atmest das feine Zittern des Grashalms
neben deinem nackten Fuß, die Erde selbst
und lächelst als Blume in der Hand eines Weisen
inmitten von zehn Tausend Dingen ganz leise.

Transformation

Gekocht in siedendem Öl
gehärtet im Feuer
so dicht am, im dunklen Licht
das dein Zaudern und Zögern
so gar nicht interessiert,
etwas hält deine Schnauze im Dreck
bis du verstehst,
gewandelt auferstehst.
Ich wollt, ich könnt‘ zaubern
dir all das ersparen
Entwicklungen überspringen
Verletzungen ungeschehen machen –
doch wie fändest du dann je
deine Unverletzbarkeit im Kern
dein inneres, strahlendes Licht
wenn du den Weg nicht selber gehst
mit Haut und Haar
ganz zu dir kommst
ganz bei dir bist
zur Quelle zurückkehrst
und in sie springst?

Du bist nicht allein
auf dem Weg
andre gingen vor dir
andere gehen mit dir
auch du bist gesegnet

Möwe fliegt vor untergehender Sonne und orangenem Hintergrund, sie schaut in die Kamera

Erdungsflügel

Flügel
der zur Landung
ansetzt

Geist und Körper
fallen ließ
so dass er stieg

Luft und Auftrieb
fallen lässt
im Jetzt

Boden, Erdung
Laufen, Schreiten
als ein Wunder

hier im Körper
seinen Sinnen
seinem Sein

in Sinnlichkeit
intime Stofflichkeit
an Fülle voll

in Güte gut
ganz da
im Flügel wie im Hügel
im versetzten Berg

Mond

Du umkreist die Erde und die Erde dich
aus der du wardst gemacht
einstmals im Feuerkuss,
nun schaust gelassen du von außen
auf all das irdische Gescheh’n
und bist der Nacht und jeder Trän‘
ein zarter, schützend‘ Lampenschirm,
in deine stillen Hände legen wir
all‘ Atemzüge unsres Seins,
du kündest von der Liebe uns
die alles Leben übersteigt
wenn du groß, gelb und rund aufsteigend
über dem weiten Meere scheinst
als Herz, das uns das unsre füllt
in zeitenloser Gnade